Picos de Europa I

„Somos turistas“, sagen wir ab und zu, wenn uns die Leute nach dem Camino und nach Santiago fragen. Heute morgen in Leon haben wir einfach die „falsche“ Richtung eingeschlagen. Es ging nach Nordosten in Richtung der Picos. Faszinierend, wie Naviki uns auf kleinen landwirtschaftlichen Straßen durch abgelegene Dörfer führt. Über Bluetooth bekomme ich’s aufs Ohr, mit Landkarten hätten wir’s kaum gefunden. Pausen in Gradefes und in Almanza, in der Nähe von Puente Almuhey haben wir ein Quartier in Taranilla, schon ringsum Berge, Temperaturen gemäßigt.

Wolfgang, im Quartier, Puente Almuhey
Quartier in Taranilla bei Puente Almuhey

Flusstäler haben unsere Tour heute strukturiert, seit einigen Tagen (schon vor Burgos) fließen alle Gewässer nach Südwesten zum Duoro bzw. Duero. Heute waren es der Rio Esla und der Rio Cea. Am Cea gehts morgen weiter hinauf bis zum Quellgebiet, auch das Esla-Flusssystem wird uns morgen wieder begegnen.

Über die Berge ins Valdeon

Das Valdeon ist nicht so einfach zu erreichen, es gibt zwei Zugänge über ordentliche Pässe – oder durch die Cares-Schlucht. Wir haben den Pass von Süden bezwungen, der vermutlich den höchsten Punkt der ganzen Radtour markiert. Puerto de Pandetrave, immerhin 1.562 m hoch. War angenehm zu befahren, ab Portilla de la Reina eine wunderschöne kleine Straße.

Die andere Passstraße nehmen wir in drei Tagen von hier weg, denn hier bleiben wir über den Feiertag und wollen auch die Cares-Schlucht erwandern. Diese ist der dritte Zugang ins Tal hier, der erst seit 100 Jahren begehbar ist. Durch die Cares-Schlucht führt eine der spektakulären Wandertouren in den Picos.

Wir sind hier in einem Bergdorf mit vielen historischen Gebäuden, und dabei sozusagen im Dorfgasthaus: eine Wanderherberge, ganz einfaches Quartier, zu essen, zu trinken. Dorfbevölkerung, Sommerfrischler, Wandersleute, Touristen – die großen Berge ringsherum. Drei Übernachtungen in Santa Marina de Valdeon.

Wandertag

Wir haben ja auf der Radtour keine richtigen Wandersachen dabei, so haben wir heute (erfolgreich) eine ordentliche Probetour unternommen. Hinunter in den zentralen Talort Posada, von dort eine kleinere Bergrunde oberhalb von Soto und Caldevilla – ja, und dann auch wieder hinauf nach Santa Marina.

Picos de Europa, Wanderung
unterwegs mal eben
Picos de Europa, Wanderpause
Wanderpause, Insiderbild

Die Picos sind richtig eindrücklich, immer ein Blick auf die felsenen Bergzinken mit zweieinhalbtausend Metern. Die Dörfer sind voller Horreos, das sind alte kleine Lagerhäuser mit Mäuseplatten. Hier wird viel gewandert und berggestiegen, natürlich auch Motorräder und Wohnmobile. Viel Natur hier im Nationalpark, Orchideen, eine Schlange, schöne Schmetterlinge, Gerüche, …

Ruta del Cares

Ja, wirklich spektakulär, diese Schlucht, die die Picos zwischen ihrem westlichen und ihrem mittleren Teil durchschneidet. Cares heißt der Fluss, der sich tief eingegraben hat, vor 100 Jahren wurde ein Kanal ziemlich eben hindurch gezogen. Dazu wurde ein Wartungsweg in die Wände geschlagen. Jetzt eine der Hauptattraktionen für Leute wie uns – und für viele andere.

Hinunter getrampt ins Tal nach Posada, und weiter mit einem freundlichen katalanischen Paar nach Cain. Schon die Straße ist spektakulär, es war eine gute Entscheidung, nicht mit dem Rad zu fahren. In Cain gehts zu wie auf dem Brokser Markt. Auch in der Schlucht ist viel los.

Wir gehen bis zum Abzweig des Weges nach Covadonga, wo die Schlucht etwas breiter wird – und wo eben viele ihre Pause einlegen. So war eine Herde von Ziegen samt Bock scharf auf unsere Schinken-Bocadillos.

Weil der Kanal und so auch unser Weg ziemlich eben war, wurde die Schlucht 30 cm daneben „immer tiefer“. Bei dem vielen Gegenverkehr wurde der Abgrund immer wieder zu einer Herausforderung. Doch auf dem Rückweg von den Ziegen hatten wir uns dran gewöhnt.

Nach einer Limonade im Dorf sind wir wieder nach Posada getrampt, und nach einem Kaffee hinauf nach Santa Marina gelaufen. Wir fühlen uns da schon ziemlich zu Hause.

Ruta del Cares
Ruta del Cares
Ruta del Cares
Ruta del Cares, Andrea

Unser Quartier für drei Nächte

Refugio La Ardilla Real in Santa Marina de Valdeon

Refugio La Ardilla Real, Fensterblick
Blick aus dem Flurfenster

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