Kein Wunder, dass hier alles so grün ist, wir sind durch Wolken und Regen hoch zum Punto de Izpegui, ebenso hinunter nach Erratzu, wo wir uns in der Bar an der Brücke über den Baztan, der kräftig hindurch rauschte, gewärmt haben, erste spanische Pintxos.



Im oberen Baztan-Tal liegen eine Reihe schöner Dörfer mit stattlichen Höfen, teils mit alten Wappen versehen. Auch in Arizkun haben wir kurz Station gemacht. Weiter über Elizondo, dem Hauptort des Baztan, nach Doneztebe, einem kleinen Städtchen am Fluss, der ab hier Bidasoa heißt und bei Irun in den Atlantik fließt.


Unser Quartier war in dem vermeintlich ruhigen Bergdorf Beintza-Labaien, im Gasthof von Labaien. Dies war ein Tipp von Desi und Jurek, die hier vor zwei Jahren durchkamen. Aber von wegen ruhig, Freitagabend am Wochenende des Dorffestes. Und wir mitten drin.

Der Wirt hat zwei Jahre in der Nähe von Ettenheim gearbeitet, hat Freude an seinen Brocken deutsch. Wir helfen uns sonst mit dem Handy-Übersetzer aus. Zum Frühstück gibts selbstgemachte Zucchini-Basilikum-Marmelade, gelben Käse und einen Wurstbaum.

Bei 20 Grad und Sonnenschein gehts über die Berge über Leitza nach Tolosa, das wir vom vergangenen Jahr kennen. Dann weiter durchs dicht besiedelte Tal des Oria nach Zumarraga. Die täglichen Höhenmeter haben sich die letzten vier Tage gut entwickelt, die Beine werden auch besser: 520 – 880 – 1.150 – 1.270 m. Das geht alles gut mit einer Akkuladung.
Festlicher Abend in den Bergen von Navarra
Es war für die Wirtsleute nicht so einfach, uns Touristen irgendwie mitten im Dorffest angemessen zu bedienen. Ja, da vorn am Tisch an der Theke sollten wir zu essen bekommen. Doch der Raum war eng, der Menschen viele, weil es draußen kalt war und regnete, es war viel wichtiger, alkoholische Mischgetränke auszugeben, ja, und bei den Spaniern gehts auch manchmal lauter zu.
Eine Bierlänge und noch etwas später nahmen wir einfach mal Platz, dazu ein junger Einzelreisender, aus Österreich wie sich dann herausstellte, in der Gaststube drüben ließen sich auch Gäste zum Essen nieder, die Wirtsleute nahmen es wahr. Der erste Gang, eine erste Flasche Rotwein und ein Krug mit Wasser wurden gebracht, weitere Gäste fanden sich ein. Das Wetter draußen schien erträglich, die meisten der übrigen, häufig jungen Gäste gingen ins Freie.
Es war dann eine bunte internationale Runde. Außer uns dreien kamen noch eine spanische Familie mit zwei halbwüchsigen Kindern und ein Paar fast unseren Alters aus dem Süden Frankreichs, in der Nähe von Montpellier zu Hause. Es entspann sich ein schönes multi-sprachliches Kauderwelsch, der Franzose sprach ein wenig Englisch, die Französin konnte Spanisch, und so wurde kreuz und quer übersetzt.
Nachts bestand das Dorffest aus Rockmusik auf dem Dorfplatz, ziemlich direkt neben unserem Fenster. Und als dort tief in der Nacht Schluss war, feierten etliche in einer Stube gegenüber weiter, auch mit Musik. Als ich morgens gegen acht nach unten ging, zogen die letzten nach Hause. Der beste Metzger von Doneztebe kam noch auf einen Kaffee in die Wirtsstube, natürlich mit „Schuss“.
Buchtipp
Fernando Aramburu „Patria“
Im Roman setzt sich der Autor mit den Folgen des Terrors der ETA und den Auswirkungen auf Mitglieder zweier Familien in einem baskischen Dorf auseinander. Ich fand das Buch hoch spannend und toll geschrieben.
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