Überfährungs-Etappe mit Strand
Dienstag, 10. Oktober. Am Morgen ging’s steil wieder hinab zum Bahnhof Lissabon-Campolide, mit dem Vorortzug dann komfortabel und direkt (über die große Tejo-Brücke) nach Setubal, dort sind wir durch die Altstadt zur Fähre geradelt, schöne Überfahrt über den Rio Sado nach Troia (Süd). Dort bei der Anlegestelle gibt es nur eine sehr geringe Infrastruktur für Wasser, Käse, Obst (geschweige denn Kaffee oder Kaltgetränke) dafür mehr noble Ressorts, teils „nachhaltig und ökologisch“ ausgerichtet.




Lange durch Baustellen großen Stils geradelt, auf denen offensichtlich weitere Ressorts für wohlhabende Menschen in schönster Natur und haarscharf am Naturreservat entlang gebaut werden. Hin und wieder Ausblicke auf den Rio Sado hatten wir, und auch mal auf den Atlantik. Pause in Composta, wo Reis angebaut wird, wo es ein Reis-Museum gibt, wo auffallend viele schicke Läden sind.

Ewig lang ziemlich geradeaus durch Dünen und Pinienwälder, immer auf der Straße, nicht viel Verkehr, der aber dafür manchmal schnell unterwegs. Nach Torre und Carvalhal kommen wir an Pinheiro da Cruz vorbei, offensichtlich einer großen Strafgefangenen-Einrichtung mit weitläufigem Außengelände.
Wir haben dann einen Abstecher zum Ozean gemacht, nämlich bei Fontainhas zur Praia Galé. Es ging fünf Kilometer von der Straße ab, zunächst kamen dann abgesperrte und bewachte Zugänge zu Sachen wie „CostaTerra Golf & Ocean Club“ und so. Dann ein Campingplatz, dann weiter durch eine Ferienhaussiedlung, und dann einen kleinen Fußweg an einer Mauer hindurch, schließlich steil auf befestigten Wegen und Treppen durch wundersam erodierte Sandsteingebilde hinunter an den Strand.



Fast keine Menschen, so weit das Auge blickt, Wellen rauschen heran, ins Wasser kommt man nicht wirklich, weil der Sog der Wellen immens ist. Trotzdem super, das Wasser spritzt einem eine Abkühlung an den erhitzten Körper, der Sand wird einem unter den Füßen weggespült. Erfrischt gehts auf die letzten Kilometer (wieder gerader Straße) nach Melides. Die Lage des Quartiers ist schlecht beschrieben, es braucht eine Weile, bis wir es finden. Ist dann aber sehr schön, nach hinten raus viel Natur, Oliven, Ziegen, ja, auch Hunde. Und die Grillen zirpen, wir sind im Süden.
Santiago do Cacém, Porto Covo, Vila Nova de Milfontes – Küste im Alentejo
Wir hatten heute einen recht abwechslungsreichen Tag, ich beschreibe die Phasen. Eins: Kaffee und Hörnchen an der Bar in Melides und morgendliche Fahrt nach Santiago do Cacém. Insbesondere der Abschnitt nach dem Abzweig nach Vila Nova de Santo André war wenig befahren und landschaftlich recht schön.
Zwei: Santiago do Cacém war interessant. Eine Stadt auf dem Berge, etwa 15 Kilometer von Sines im Hinterland. Wir folgen den Schildern in Richtung Zentrum, Altstadt, Kirche, Burg und werden über steile Kopfsteinpflasterstraßen immer höher geführt. Wie schon häufig in solchen Städtchen gibt es in der Altstadt nahezu keine Geschäfte oder Cafés, sondern lediglich historische Bebauung, die eben bewohnt wird, leer steht oder von öffentlichen Einrichtungen genutzt wird.
Wir haben’s bis ganz oben geschafft (!) und werden belohnt. Eine gut hergerichtete maurische Festung und integriert eine schöne alte Kirche mit großem, altem Garten dabei, wunderbare Aussichten. Aber das ist durchaus abenteuerlich, diese steilen buckeligen Pisten hinauf zu fahren, um unübersichtliche Ecken zu kommen, ohne zu wissen, was folgt – und ohne anhalten zu können, weil es ja so steil ist. Und wie soll man da wieder runter kommen?




Und auch unten im Städtle haben wir keinen Kaffee gefunden, erst unterwegs im nächsten Dorf. Drei: Umfahrung von Sines und der zugehörigen Industrie. Das war anspruchsvoll. Naviki hatte eine Idee, die dann aber sehr (!) schottrig aussah, wobei wir heute extra „Rennrad/Asphalt“ eingegeben hatten. Also zurück zur Straße, die sich dann bald zu einer Art Autobahn entwickelte. Doch es ging irgendwie auf ordentlicher Straße weiter in Richtung Raffinerie und Industriegebiet.
Erst noch eine Straße am Zaun des Industriegeländes entlang, dann Schotter und Sand. Immer wieder auf die digitale Karte geschaut, auf Sicht navigiert und gefahren – und schließlich auf der anderen Seite raus gekommen, gerade dort, wo die schönste Küstenstraße begann.
Vier: Die Strände bis Porto Covo. Das war heute das Highlight, diese Straße direkt der Küstenlinie folgend, immer wieder schönste Ausblicke, teilweise Küstennebel, der alles in Schleier setzte. Kleine Strände, große Felsen – sollen wir baden? Nee, Hunger, auf nach Porto Covo. Auch Porto Covo selbst ist schön anzusehen und zumindest für eine Mittagspause ein angenehmer Ort.



Fünf: Von Porto Covo nach Vila Nova de Milafontes. Wir hatten uns gegen den Eurovelo und damit gegen zeitweilige Sandpisten entschieden und mussten dafür die ganze Zeit auf der Hauptstraße im flachen Hinterland verbringen. Das hat echt genervt. – Ich hatte letzte Nacht meine Badehose draußen gelassen, heute Morgen war sie vom nächtlichen Tau richtig nass. Sie fand ihren Platz außen an der linken Satteltasche im Wind. Ich hatte den Eindruck, dass mir dieses Geflatter zu etwas mehr Abstand zu den Autos verholfen hat. Werde es weiter damit probieren.
Sechs: Vila Nova de Milafontes. Unsere Station für drei Nächte, Wäsche machen, Haare schneiden, zur Ruhe kommen, baden gehen, wandern, Bilder in den Blog stellen, usw. Den Strand haben wir schon ausprobiert, fünf Minuten zu Fuß, geschützt in der Ria-Mündung, also keine Wellen, aber eine gehörige Strömung. Du schwimmst und kommst nicht vorwärts. Auch Supermarkt und Ortskern sind um die Ecke, schöne Wanderwege auch.






Tief in der Satteltasche …
Andrea sagte: „Pack doch mal ein Pflaster ein!“ Wir sind heute nämlich Wandern gegangen. So kam es dazu, dass ich in der einen Satteltasche bis auf den Grund vorstieß, was bisher nur sehr selten geschah. Verbandszeug, Flickzeug, Werkzeug, Rei in der Tube, und …? – Ja, das war eben das Besondere. Ist ja ein gutes Zeichen, dass wir diese Dinge bisher fast nicht gebraucht haben. Während die andere Satteltasche regelmäßig geleert und gefüllt wird, nämlich mit den drei Kleidertaschen und dem Kulturbeutel.
Im oberen Teil der einen Satteltasche, um die es heute geht, kommt dann von unten gesehen der Beutel mit den Sportschuhen samt Wandersocken, die ich auch lange nicht gebraucht habe, das Regencape, dann die Tasche mit Büchlein, Karten, Schreibwerkzeug, allem Papier. Dann kommen der leere Tagesrucksack fürs Einkaufen, Städteln und Wandern, schließlich die Behältnisse für Stecker, Kabel und solch technische Kleinigkeiten, die nicht verloren oder kaputt gehen sollen. Manche Dinge wie das Brillenetui habe ich jetzt nicht genannt.
Was mir eben heute Morgen seit langer Zeit wieder in die Finger kam, war das Päckle mit der Notration, also den Müsliriegeln. Und dabei waren auch diejenigen, die Silke und Klaus selbst hergestellt und uns mitgegeben haben. „Die nehmen wir heute mit auf die Wanderung!“ Gesagt, getan, das Päckle kam mit in eben jenen Rucksack, der uns auf die Wanderung begleitete.
Und sie waren noch gut, und sie waren lecker, und wir haben sie aufgegessen, also die von Silke und Klaus. Die Gekauften sind im Notpaket geblieben. Das war in den Dünen und Klippen oberhalb des Strandes Praia de Brejo Largo; das liegt zwischen Vila Nova de Milfontes und Almograve an der Alentejo-Küste in Portugal, wo wir heute auf dem „Pfad der Fischer“ im Naturpark entlang der Küste gegangen sind.










Cabo Sardao (Alentejo), Odeceixe (Algarve)
Heute wieder auf dem Rad. Die erste Strecke kannten wir von der Busrückfahrt gestern von Almograve, viel große Straße. Ein Radweg ist im Bau. In Almograve noch kurz vorn am Strand. Danach häufig im Hinterland, meist Asphalt, auch mal wassergebunden, nach dem Regen letzte Nacht besser zu fahren. Neben einzelnen kleinen Bauernhöfen (Hühner, Gemüsegarten, Ziegen, usw) gab es viel großflächige EU-Landwirtschaft. Da waren zunehmend viele Gewächshäuser, Süßkartoffeln, Betriebe, die Zierpflanzen heranziehen, viele Kulturen, die wir nicht kannten, häufig Bewässerungskanäle, Siedlungen oder Container für die dort Arbeitenden.
Dann immer wieder ans Meer. So etwa bei Cavaleiro zum Cabo Sardao. Das erwies sich echt als Highlight. Schöne Landschaft (mitten drin ein Fußballplatz), wunderbare Aussichten nach Norden und Süden. Der Küstenwanderweg kam mitten hindurch, so sahen wir manche der gestern Getroffenen noch einmal.





Wieder durchs Hinterland ging’s zum Porto da Barcas. Schöner Blick, Weckle auf zwei Gartenstühlen, usw. Doch vor allem: hier leben in den Dörfern überall viele indisch aussehende Menschen. Wie kommt das? Schon in Almograve gabs einen indischen Supermarkt, zwei Restaurants, viele indisch aussehende Leute, ebenso in den Dörfern vorher und nachher. In Porto da Barcas sahen wir ein indisches Familienfest.


Dann waren wir in Zambujeira, haben den schönen Strand gesehen und ein Päuslein eingelegt.


Weiter durchs Hinterland über Brejao an die große Straße N 120 nach Odeceixe, hier aber gleich erst einmal unten am Fluss vorbei an die wunderschöne Praia de Odeceixe. Bei roter Flagge etwas in den Wellen geplanscht. Und genossen!





Der Regen letzte Nacht hat wohl dazu beigetragen, dass an meinem Rad etwas quietscht. Muss mal schauen, besser ölen.
Quartier in Odeceixe, freundlicher Ort und freundliche Gastgeberin, sehr nett im historischen Ortskern. Mit Klaus über quietschende Räder gesprochen, abends unten im Dorf gegessen und mit schwäbisch-fränkischer Tischnachbarin (eine Woche Fischerpfad wandern) Erfahrungen ausgetauscht. – Rund um Odeceixe hat’s im August drei Tage gebrannt. Vorher eine nicht bekannte Hitze, jetzt sind sie gespannt, wie sich die abgelagerte Asche beim ersten richtigen Regen verhalten wird.
Für gestern war Bewölkung angesagt, für heute Feuchteres – bisher war’s (außer dem Regen letzte Nacht) prima Wander- und Radfahrwetter. Auch für morgen sieht es ganz gut aus. Wir sind ja ausgerüstet.
Carrapateira
Für heute haben wir uns für die Strecke von Odeceixe nach Carrapateira für die kleinen Wege entschieden, also kleine, lokale Straßen und dabei auch Makadam-Pisten, in großen Teilen dem Eurovelo 1 folgend, bzw. diesem entgegen, weil der in die andere Richtung markiert ist. Insgesamt war das eine gute Entscheidung.
Hier die Route: https://www.naviki.org/de/naviki/static/map/way/7a7b7c57-e7fb-48e9-831e-6dfca2ebec0e/
Die große Landwirtschaft wurde schnell weniger, einige kleine Höfe ab und zu, zunehmend Natur, Weite, Einsamkeit, manchmal etwas unheimlich fast, meist auf der (relativen) Höhe, links die Monchique-Berge, rechts immer mal in der Distanz der Ozean, viel Eukalyptus-Wälder, ein wenig Verbranntes auch.
Aljezur war herausfordernd: der Weg führte uns an einen steilen Abhang abwärts auf Waldweg, der für uns nur zu schieben war. Im unteren Teil ein Heim für wilde Hunde, deren einer über den Zaun kam, zwei Männer sorgten bald für Beruhigung. Dann nach dem Bach ging es richtig steil wieder hoch in den ehemals maurischen Teil von Aljezur, oben Kopfstein wie bekannt, winkelig steil rechts und links rauf und runter, auf den schweren Rädern kaum zu händeln. Keine Gelegenheit im Oberdorf sich mal zu erholen und zu stärken. Noch höher hinauf zur Burg. Keine Wahl: weiter oben bleiben und weiter in die Wildnis.
Hier gab es einen Wechsel von kleinen Asphaltstraßen und neu angelegten (Eurovelo lässt grüßen) Makadam-Pisten, die sehr gut zu fahren waren. Und dann gabs mitten in der algarvischen Pampa doch eine nette kleine Wirtschaft mit Getränken und Toast bzw. Omelette. Dann weiter Richtung Carrapateira.
Nach der ganzen Tour heute bisher im einsamen Hinterland kam nun das landschaftliche Highlight des Tages, die Rundfahrt über die Klippen von Carrapateira. Eine Strecke von vielleicht zehn Kilometern, den größten Teil direkt an der spektakulären Kliffkante entlang, die alle paar Hundert Meter ihren Charakter veränderte. Wir haben keinen Aussichtspunkt ausgelassen, um ganz nach vorne an die Kante zu gehen. Auch die dunklen Wolken über dem Meer haben unseren Weg kaum beschleunigt, es kam auch nicht zum Regnen.







Der ex-österreichische Wirt in der Wirtschaft in Odeceixe, in der wir heute Morgen unseren Kaffee samt Hörnchen genommen haben und der sein altes Geschirrtuch für mich zerschnitt, damit ich einen Putzlappen für die Fahrradketten bekäme, dieser Wirt sagte auf die Frage nach der Ursache der vielen asiatischen Menschen in der Gegend: Arbeitsmigranten, neue Form von Sklaverei in der großen Landwirtschaft, nach fünf Jahren Staatsbürgerschaft, und dabei dann auch Konflikte ums Wasser, Bewässerung für die Landwirtschaft im großen Stil und nicht genug Wasser für die kleinen Bauern und fürs Allgemeine.
In der Ecke angekommen – Sagres
Heute sozusagen die letzte Etappe in Richtung Südwesten. Zunächst die Straße bis Vila do Bispo, gut zu fahren, wenig Verkehr, wieder Wildnis und Einsamkeit.




Von Vila do Bispo aus ein spezieller Strandausflug an die Küste nach Westen an den Atlantik. Schon die Fahrt war landschaftlich großartig, in einsamer Weite hinauf, Aussichten, Dünen, Felsen. Die Strände Praia de Castelejo und Praia de Cordama sind wenig erschlossen, gerade das Asphaltband, kaum Parkplätze, eine kleine Wirtschaft (die eine von beiden hatte geschlossen). Ansonsten ein weiter Strand, rauhe hohe Felsen, kräftige Wellen, einige Surfer/innen, einige Wander/innen. Das war´s.




Zurück nach Vila do Bispo und auf kleiner paralleler Nebenstraße nach Sagres. Glücklicherweise haben wir zwei Nächte gebucht, denn es soll stürmisch werden. Heute war es schon meist bewölkt, gegen Abend interessante Wolkengebilde, am Hafen wurden viele der Boote aus dem Wasser geholt, wir sind gespannt, was morgen kommt, haben unsere Räder im Hof abgedeckt und die Plane festgezurrt.
So weit sind wir also gekommen, bis in diese letzte Ecke Europas. Wie schon beim Cabo Fisterra ist da so ein Gefühl von Wegmarke. Heute hat die Woche zwölf begonnen. Es liegt noch Spannendes vor uns, worauf wir neugierig sind, doch wir haben schon richtig viel gesehen, erlebt, erradelt. So sind wir sehr zufrieden.
Im Vergleich zu den letzten Etappen der Westküste gibts schon hier in Sagres deutliche Veränderungen. Waren dort meist Wandersleute unterwegs und einige Surfer/innen, die den Aufwand nicht scheuten, so ists schon hier eher voll (trotz Mitte Oktober). Die klassische Algarve ist wohl erreicht. Nach wie vor wird viel Englisch gesprochen, dann auch Französisch, Niederländisch, Deutsch. Auch etliche der Gastgebenden sind keine portugiesischen Muttersprachler. Heute Abend waren wir in einer im Reiseführer angepriesenen Wirtschaft, in der es auch entsprechend voll war. Es gab eigentlich nur Tacos, Salate und Hamburger, diese natürlich auch in vegetarischer und veganer Ausführung. Sehr nett, alles gut, doch außer sechs Sorten portugiesischen Craft-Bieres war eigentlich nicht viel nach Landesart.
Morgen wollen wir zum Cabo de São Vicente und zur Fortaleza an der Ponta de Sagres. Mal sehen, was das Wetter macht.
Etwas weiter um die Ecke gedacht …
Natürlich ists hier in Sagres zu dieser Jahreszeit nicht wirklich „voll“. (Bezug etwa zehn Zeilen weiter oben) – Im Sommer wird’s hier richtig voll sein. Was ich mit „voll“ meine (im Vergleich zur eher ruhigen Westküste): hier führt eine große Straße hin, mit einmal Umsteigen bist du in Faro am Flughafen, es gibt eine große Fülle an Wirtschaften und Quartieren, und eben auch jetzt relativ viele Menschen. Und es ist eine andere Art von Tourismus vorherrschend, mehr Sightseeing, Baden, auch Surfen, Bootsausflüge, Landschaft genießen.
Dann: Ich finds grundsätzlich gut, dass es unterschiedliche Kulturen, Sprachen, Lebensweisen gibt. Und dass es diese auch weiterhin in aller Vielfalt geben soll. Meine Generation ist damit im touristischen Bereich nicht immer gut umgegangen (siehe Dominanz-Gebaren an vielen Orten der Welt). Doch hier empfinde ich an manchen Stellen so eine Art internationaler Gleichmacherei, jetzt in einer anderen Generation.
Ein Beispiel heute: Im Café am Hauptkreisel wollten wir nach dem Vormittagsausflug einen Kaffee Pingado nehmen. Pingado war ziemlich das erste, das wir in Portugal kennengelernt hatten. Die Dame schaute mich merkwürdig an, ich erklärte, was das ist, wir bekamen Espresso mit einem Schuss Milch, doppelt so teuer wie normal ein Pingado. (Alternativ zu Cappuccino, Americano, usw., gern auch aus organischen Bohnen). Na ja! Interessant, was man auf Reisen so alles mitkriegt.
Sagres
Wir sind heute dann bald zur Fortaleza, also zur Festung, durch die wir Zugang zur felsigen Halbinsel dahinter bekamen. Es war ordentlich windig, neben der schönen Landschaft war es beeindruckend, die Wellen zu erleben, wie sie gegen die Felsen aufliefen. Interessant auch die Hinweisschilder zu Flora und Fauna, und natürlich zur Geschichte der Festung. Beim Erdbeben 1755 ging alles kaputt, vieles wurde danach neu gebaut.


Ziemlich weit draußen beim Leuchtturm gibt es große Löcher in der Landschaft mit einigen Metern Durchmesser. Darin sind unterirdisch natürliche Zugänge zum Meer (Karst, würde ich sagen). Durch einen kann man sogar hindurch schauen und sieht die Wellen im Licht. Dann gibt es dort dazu eine Beton-Labyrinth-Installation, in deren Mitte auch eben so ein Loch ist. Das war heute beim Sturm schwer beeindruckend, wie die Geräusche in der Mitte des Labyrinths zu ordentlicher Lautstärke anschwollen, wenn „draußen“ die Brandung anrollte.
Wer mehr über die faszinierende Klangkammer mit Meeresrauschen wissen möchte, kann den folgenden Link anklicken. https://anabata.com/architecture=a-voz-do-mar-a-sound-of-the-sea






Nach oben beschriebenem Espresso-Pingado war das Wetter immer noch einigermaßen, so dass wir gleich zum Cabo de São Vicente getrampt sind. Wir hatten gutes Glück, indem zwei katalanische Frauen hielten, die für ein paar Tage in Lagos Ferien machten. Glück deswegen, weil sie dann zur gleichen Zeit auch zurück fuhren (wir wieder mit dabei) und sie auf dem Rückweg noch hier und da hielten, so dass wir noch einigen schönen Ausblicken kamen – und auch, so gut es sprachlich ging, ins Gespräch.

Bei diesem Wetter am Cabo zu sein, war natürlich toll. Wir sind ein wenig nördlich an der Felskante entlang, bis wir noch einmal wunderbare Aussichten auf die heran rollenden Brecher hatten. Und noch einmal Glück: wir kamen an einem kleinen natürlichen „Rausche-Loch“ vorbei, das bei diesem Sturm ferne Wellen-Geräusche zu uns übertrug. (Die letzte Bratwurst vor Amerika schmeckte tatsächlich nach guter Bratwurst – für Insider.)



Kurz bevor wir in unserem Quartier waren, begann es ordentlich zu schütten, auch später am Nachmittag noch einmal, der Wind beruhigt sich langsam. So freuen wir uns, morgen weiter zu fahren.
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