Beira Alta – Serra da Estrela

Fahrt von Coimbra nach Osten

Sonntag, 24. September, schöne Radtour durch die Beira Alta in Richtung Serra da Estrela, sommerliches Wetter, von Coimbra erst nach Norden bis etwa Souselas, dann nach Osten zunächst auf alter Landstraße parallel zur Schnellstraße IP 3, weiter auf guten Straßen hinauf auf die Bergkette Serra do Bucac, die heute zu überwinden war. Die Abfahrt war zwar auf gutem, neuem Asphalt, jedoch überreichlich steil. Staumauer über den Rio Mondego.

Staumauer am Mondego

Bei Oliveira do Mondego macht der Fluss eine Reihe von Schleifen, von denen wir leider nur wenig gesehen haben, obwohl wir in der Höhe waren. Die Radstrecke führt erst wieder parallel zu einer Schnellstraße, nämlich der IC 6, dann Berg und Tal und durch kleine Ortschaften wie São Paio und Azere nach Tábua, unserem Tagesziel, die Serra da Estrella schon klar vor Augen.

Hier ist die heutige Route bei Naviki: https://www.naviki.org/de/naviki/static/map/way/cb994d03-b700-45cd-a184-6a76a06c573a/

Bis an die Berge „Serra da Estrela“

Montag, 25. September. Das war wohl eine der bisher schönsten Touren der ganzen Reise. Gleich hinter Tábua änderte sich die Landschaft von mitteleuropäischem Mittelgebirge plus Eukalyptus und Oliven in südlich ganz andere Erdoberfläche. Wir gewannen immer weiter an Höhe, so dass die Ausblicks-Qualität stets zunahm. Es folgte ein schönes Dorf nach dem anderen. Es waren stets gute Landstraßen, die wenig befahren waren, einige kurze Strecken auf winkeligen Dorfstraßen.

Die Serra da Estrela kam näher, es gab prähistorische Merkmale wie Dolmen, einzig die Wegführung hinauf nach Seia war etwas ruppig. Naviki führte uns – sicher wohlmeinend große Straßen vermeidend – durch alte Dorfstraßen nahezu senkrecht nach oben. Seia ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum an der Nordwestflanke der Serra und liegt attraktiv am Hang mit wunderbarer Aussicht.

Den Rio Mondego hatten wir übrigens immer leicht links von uns unten im Tal, nicht zu sehen, doch landschafts-prägend. (Hatte ich das schon notiert? Es ist der längste Fluss, der ausschließlich in Portugal fließt.)

Unser Weg führte uns heute weiter am Hang nach oben nach Gouveia (gute Villinger Höhe, also 700 plus x). Das Nachtquartier liegt mitten im historischen Ortskern und hat eine großartige Dachterrasse, auf der ich grad sitze und schreibe. Alles, was einigermaßen etwas zu essen anbot, hat heute am Montag geschlossen, so gabs Supermercado auf eben jener Dachterrasse samt Sonnenuntergang. Ein schöner Abend!

Schöne Dörfer am Hang der Serra da Estrela

Dienstag, 26. September. Heute mehr eine Spazierfahrt durchs Gebirge, dabei waren es doch gut 700 Höhenmeter. Wir wussten nicht, was die kleine Straße von Gouveia in die Serra bringen würde, ob sie auch durchgehend asphaltiert sein würde. Doch wieder wurden wir positiv überrascht.

Der Aufstieg von Gouveia aus bis zum Camping Curral do Negro war mit ordentlicher Steigung auf älterer Straßendecke, danach wurde es eine wunderbare Panoramastrecke auf glattem Asphalt, wir kamen bis auf knapp 1.100 Meter. Großartige Aussichten, überall freie Blicke, beeinträchtigt durch die noch sichtbaren Spuren des großen Waldbrandes von 2017. Auf der ganzen Strecke begegnete uns nur ein Auto, keine Motorräder, nichts.

Wir kamen von oben ins Dorf Folgosinho, das auf gut 900 Metern liegt. Es ist ein wunderschönes Dorf in traumhafter Lage. Am baumbestandenen Dorfplatz eine Kapelle, Platz für vier Autos, die Dorfwirtschaft, in der sich alle kurz treffen. Einige Gassen durchstreifen wir zu Fuß, gehen auch hinauf zur Burgruine, von wo der Blick noch einmal umfassender ist.

Wir kommen mit einem portugiesischen Paar in unserem Alter ins „Gespräch“, die wir schon im Dorf gesehen hatten, die mit uns auf der Ruine waren. Bilder von Kindern, Enkeln, dann aber Erinnerungen an den Waldbrand vor sechs Jahren, den sie aus der Nähe mitbekommen haben.

Von Folgosinho ging’s steil hinab nach Freixo, weiter nach Figueiro da Serra, beides ebenfalls schöne Dörfer am Hang der Serra. Kurz vor Carrapichana ging’s dann rechts ab und hinauf nach Linhares, wo wir in einem ebenso schönen Dorf (auf etwa 800 Metern) nun zwei Nächte bleiben. Mauersegler, Berge, Sonne, Ruhe.

Linhares
Blick auf Linhares, Serra da Estrela

Ungefähr Halbzeit …

Wir überlegen grad, was uns fürs Weitere wichtig ist, was weniger, haben jetzt beschlossen, doch den (ursprünglich geplanten) Bogen über die spanische Extremadura zu nehmen. Anderes wird dafür kürzer sein. Wir merken, dass die erst einmal vorgesehenen Etappen insgesamt kürzer sein werden, dass tausend plus ein wenig Höhenmeter pro Tag vollkommen genügen, dass wir immer mal wieder Pausentage gut finden, usw.

Das wird jetzt etwas abenteuerlicher, weil weniger besiedelt, weniger touristisch erschlossen, was einerseits reizvoll ist, andererseits die Quartiersuche zB verändert. Morgen gehts noch einmal schön durch die Serra da Estrela.

Wir sind wankelmütig …

Und heute haben wir uns wieder umentschieden: doch nicht in die Estremadura nach Spanien. Irgendwie gefällt es uns grad gut im portugiesischen Hinterland (Beira), und wir erleben hier ausreichend Herausforderungen. Also grobe Richtung: Castelo Branco, dann weiter nach Westen.

Nochmal durch die Serra da Estrela

Nach sehr entspannender Pausenzeit im ultra-schönen Linhares sind wir heute nochmal richtig hoch in die Serra gefahren, über Prados nach Videmonte (dazwischen über gut 1.100 Meter mit Blick auf die hohen Gipfel der Serra). Kurz nach Videmonte gibts einen naturkundlichen Weg durchs Tal des oberen Rio Mondego, etwa 15 Kilometer lang (zurück mit Taxi, oder so), gut beschildert und nahezu Kinderwagen- und Rollator-tauglich. Die wilde Landschaft erinnerte an die Cevennen.

Nach Trinta haben wir uns konsequent gegen die Routenempfehlungen von Naviki entschieden. 1. weil die Hauptstraße wunderbar angelegt und kaum befahren war und 2. weil Naviki uns teilweise auf üble Schotterpisten schicken wollte, obwohl wir nicht das MTB-Programm eingestellt hatten. So kamen wir zu einer großartigen entspannten Abfahrt von der Serra bis nach Valhelhas. Pause.

Von da auf kurzer Verbindung nach Belmonte – aber das liegt schon nicht mehr in der Beira Alta, sondern in der Beira Beixa (also nächstes Kapitel).

„Beira“ ist der Übername der Landschaft, beixa bedeutet niedrig, alta bedeutet hoch, litoral heißt nahe der Küste. Jetzt also in die beixa, wobei der Ausblick heute deutlich nach Mittelgebirge aussah. Es ist so wie schon in Spanien: es gibt nur: bergauf oder bergab.


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